Du hast sicher schon von recht vielen Lerntechniken gehört und vielleicht auch schon mal die eine oder andere ausprobiert. Vielleicht hast du den Eindruck, dass du den Überblick über die zahlreichen Lerntechniken verloren hast oder du weißt nicht, welche dir nützlich sein könnten. Damit ihr euch im Lerntechnik-Dschungel besser zurechtfindet, werde ich euch heute einen Überblick über 7 nützliche Lerntechniken geben.

Auf manche der Methoden werde ich außerdem in zukünftigen Artikeln näher eingehen. Die Wirksamkeit jeder dieser Lerntechniken konnte in Studien nachgewiesen werden und kann mithilfe neurowissenschaftlicher Erkenntnisse erklärt werden. Mit solchen Details will ich euch aber heute verschonen, im Folgenden geht es daher nur um eine Beschreibung der Funktionsweise und Anwendbarkeit der Methoden.

1. Die Loci-Technik
Man sucht sich einen gut bekannten Weg, wie z.B. den eigenen Arbeitsweg und identifiziert auffällige Punkte, an welchen man auf diesem Weg vorbei kommt. Dann überlegt man sich bildhafte Vorstellungen zu den Begriffen oder Konzepten, die man lernen will und verknüpft jedes einzelne Bild – und damit jeden Lernbegriff – gedanklich mit einem der zuvor ausgewählten Punkte. Dies geschieht in der Reihenfolge, in der man die Begriffe wiedergeben können will. Um sich an die Begriffe zu erinnern geht man den Weg in seiner Vorstellung ab. Diese Methode eignet sich natürlich nur dann, wenn man den Stoff immer nur in der gleichen Reihenfolge oder genau umgekehrt wiedergeben muss. Ich halte sie daher für geeignet zum Auswendiglernen von Ablaufplänen oder Listen sowie zur Vorbereitung auf einen Vortrag oder ein Referat.

2. Die Geschichtentechnik
Bei dieser Methode denkt man sich eine Geschichte aus, die den Lernstoff enthält. Dabei entwickelt man ganz automatisch auch bildhafte Vorstellungen, welche später bei der Erinnerung helfen. Je witziger, absurder oder emotionaler die Geschichte ist, desto besser wird sich der Stoff im Gedächtnis verankern. Die Anwendbarkeit der Technik ist auf Situationen beschränkt, in welchen das Gelernte in genau dieser Reihenfolge wiedergegeben werden muss. Sie eignet sich daher für die gleichen Situationen wie die Loci-Technik, hat aber den Nachteil, dass auch eine Erinnerung in umgekehrter Reihenfolge schwierig ist.

3. Die Schlüsselwortmethode / Kennwortmethode
Diese Lerntechnik wurde für das Auswendiglernen von Vokabeln oder trockenen Fakten entwickelt. Da es in solchen Fällen schwierig ist für den Lernbegriff selbst ein Bild zu finden, mit welchem man ihn assozieren kann, nimmt man ein ähnlich klingendes Wort zu Hilfe. Die bildliche Vorstellung zu diesem Schlüsselwort wird dann gedanklich mit der bildlichen Vorstellung zur Übersetzung bzw. Bedeutung des Lernbegriffs verknüpft. Will man sich z.B. die englische Vokabel „money“ (= Geld) merken, könnte man als Schlüsselwort „Manni“ verwenden und sich vorstellen, dass der Manni in Geld schwimmt.
Die Methode ist am wirksamsten, wenn das jeweilige Schlüsselwort bereits vorgegeben ist, der Lerner sich aber die bildhaften Vorstellungen selbst ausdenkt. Das könnte daran liegen, dass es recht schwierig sein kann ein passendes Schlüsselwort zu finden. Gut geeignet ist die Technik daher, wenn das Schlüsselwort entweder vorgegeben ist oder einem spontan eines einfällt.

4. Der hierarchische Abrufplan
Hier zeichnet man auf dem Papier eine Grafik, bei welcher die einzelnen Lernbegriffe nach Kategorien von allgemein zu speziell von oben nach unten angeordnet werden. Dabei entsteht eine Baumstruktur über mehrere Ebenen. Die Kategorienbezeichnungen helfen dann den Stoff aus dem Gedächtnis wieder abzurufen. Die Methode eignet sich gut zum Lernen von Fakten aus allen Fachgebieten.

5. Die Netzplantechnik
Man sucht aus dem Lernstoff die wichtigsten Begriffe und deren Beziehungen zueinander heraus. Die Begriffe werden dann als Knotenpunkte vermerkt, die Beziehungen als Verbindungslinien zwischen den Knotenpunkten. Die Beziehungen können verschiedene Strukturen haben, wie z.B. „ist ein Teil von“, „führt zu“, „ist charakteristisches Merkmal für“. Deshalb ist es sinnvoll die Verbindungslinien mit entsprechenden Kürzeln für die jeweilige Art der Struktur zu beschriften. Die Organisation des Lernstoffs auf diese Weise kommt unserem Gehirn sehr entgegen. Geeignet ist die Netzplantechnik vor allem für die Aufbereitung von Stoff aus Texten oder Vorlesungen und zur anschließenden Wiederholung vor Prüfungen.

6. Das Mindmapping
Bei dieser sehr bekannten Technik wird ein Thema oder zentraler Begriff in die Mitte eines Blattes Papier geschrieben. Um diesen Mittelpunkt herum werden weitere Begriffe angeordnet, wobei maximal sieben Hauptzweige abgehen sollten. Die Beziehungen der Begriffe untereinander können durch hierarchische Ordnung, Nummerierungen und Anordnung im Uhrzeigersinn dargestellt werden. Beim Mindmapping hat man viele individuelle Gestaltungsmöglichkeiten. Außerdem ist die Methode vielseitig einsetzbar, z.B. als Vorbereitung für eigene Texte oder wie die Netzplantechnik, um Lernstoff gehirngerecht aufzubereiten. Die Technik gilt zudem als Kreativitätstechnik, da sie sich auch zum Generieren neuer Ideen eignet.

7. Die PQ4R-Methode
Viele von euch kennen wahrscheinlich die SQ3R-Lesemethode. Mir gefällt die ähnliche PQ4R-Methode von Thomas und Robinson etwas besser, weswegen ich euch diese vorstelle. Man beginnt mit einer Preview, das heißt man verschafft sich zunächst einen Überblick über den jeweiligen Text oder Textabschnitt. Dann überlegt man sich eigene Fragen an den Text (Question). Anschließend liest man den Text gründlich und sucht nach Antworten auf die zuvor formulierten Fragen (Read). In der Reflect-Phase denkt man über das Gelesene nach und versucht Verbindungen zum eigenen Thema und Vorwissen zu finden. Während man dann den Text nochmals durchgeht versucht man die Fragen zu beantworten (Recite). Beim Review rekapituliert man den Text in Gedanken und schreibt die Antworten auf. Da es sich um eine kombinierte Lese- und Lerntechnik handelt, eignet sich die Methode, wenn man den Inhalt von Texten für Prüfungen lernen muss oder zur Vorbereitung von eigenen schriftlichen Arbeiten.

Wie ihr seht ist nicht jede Lerntechnik für die gleiche Anwendungssituation geeignet. Ich empfehle euch die passende Lerntechnik nach der Eignung für die jeweilige Aufgabe sowie nach euren persönlichen Vorlieben und Fähigkeiten auszuwählen. Ihr könnte natürlich auch Elemente einzelner Techniken mischen oder anderweitig an eure individuellen Bedürfnisse anpassen. Es geht schließlich nicht darum, alle möglichen Lerntechniken möglichst viel und genau nach Beschreibung umzusetzen. Sondern darum ein effizienteres Lernen zu ermöglichen und im besten Fall mit weniger Aufwand bessere Noten zu erzielen.

Finde deine Balance!

Category
Tags

Comments are closed